Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

Bochum: Live-Berichterstattung zum Protest gegen den NPD-Aufzug

von Jens Lukas / Thomas Aschwer / Christoph Walter / Max Florian Kühlem am 25. Oktober 2008 15:50 Uhr

BOCHUM Tausende Menschen sind am Samstag auf den Straßen Bochums gewesen, um gemeinsam deutlich zu machen, dass es in der Stadt keinen Raum für braunes Gedankengut, faschistische Parolen und menschenverachtende Hetzerei geben darf.

Tausende Demonstranten gegen Rechts haben sich zur zentralen Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz eingefunden. Foto Aschwer
Tausende Demonstranten gegen Rechts haben sich zur zentralen Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz eingefunden. Foto Aschwer

16.20 Uhr – Die Abschlusskundgebung des NPD-Aufzuges am Bahnhof Ehrenfeld (Bessemerstraße) ist beendet – und damit auch der Demonstrationstag in Bochum. Die Polizei berichtet von einer offiziellen Zahl von 200-NPD-Aktivisten. Auf der  Fahne, die der Gruppe abgenommen wurde, soll ein volksverhetzender Text abgedruckt gewesen sein. Daher wurde das Banner von der Polizei eingezogen.  Zu Übergriffen zwischen den verschiedenen politischen Lagern ist es im Laufe der sieben Stunden nicht gekommen.

15.38 Uhr – Diskussion zwischen den NPD-Leuten und der Polizei, die feststellt, dass eine Fahne gegen die Aufzugsauflagen verstößt. Die Polizei zieht das Transparent aus dem Verkehr. Die NPD setzt ihre Kundgebung fort.

15.01 Uhr – Während die NPD ihre Kundgebung am Schauspielhaus abhält, hält die Polizei die Gegen-Demonstranten in sicherer Entfernung am Bermuda3Eck zurück. Dort essen jugendliche Gegen-Demonstranten der Antifa in aller Ruhe Currywurst.

14.37 Uhr – Der NPD-Aufzug pausiert – mit einem Erbsensuppen-Essen.

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14.20 Uhr – Wie zu hören war, soll die Antifaschistische Jugend Bochum ihre Abschlusskundgebung nicht am Kuhhirten, sondern am Hauptbahnhof abgehalten haben.

14.09 Uhr – Aus den Lautsprecherboxen am Schauspielhaus schallen Gegenparolen im sachlichen Tonfall von Schauspieler Manfred Böll, während die NPD-Gruppe ihre Kundgebung abhält.

14.02 Uhr – Der NPD-Aufzug stoppt am Schauspielhaus für eine Kundgebung und liefert sich mit den Teilnehmern der Gegen-Demonstration zunächst ein verbales Duell. Kurz darauf verstummen die Rufe der Gegen-Demonstranten.

13.58 Uhr – Der NPD-Aufzug erreicht das Schauspielhaus. Dessen Direktor Elmar Goerden hat aufgrund seiner Kurzhaarfrisur Probleme, zur Gegendemonstration durch die Polizeisperren auf den Vorplatz zu kommen. Auf dem Platz angekommen betont er: „Wir sind gerüstet!“

13.47 Uhr – Einige Anwohner der Oskar-Hoffmann-Straße haben ihre Stereoanlagen auf volle Lautstärke gedreht und spielen das Antifa-Lied der „Ärzte“ ab – „Nur ein Schrei nach Liebe“.

Das Schauspielhaus wurde "umgeflaggt". Foto Kühlem
Das Schauspielhaus wurde

13.45 Uhr – Auf dem Platz vor dem Schauspielhaus haben sich 80 Gegen-Demonstranten versammelt. U.a. Schauspieler, Anhänger der Bündnis-Grünen und der IG Metall. Es wid türkische Musik gespielt. Die Polizei duldet die Versammlung, riegelt sie aber von der Straße ab.

13.30 Uhr – Die NPD-Gruppe erreicht die Einmündung zur Oskar-Hoffmann-Straße. Auch hier hat sich ein Anwohner-Gegenprotest organisiert, der am Gehweg von der Polizei zurückgedrängt wird. Eine Frau ruft: „Das hier ist einfach nur widerlich!“

13.30 Uhr – Auf dem Steinring hat sich Anwohner-Protest mit Plakaten formiert. Jeder, der versucht, sich dem NPD-Aufzug zu nähern, wird von der Polizei rüde zurückgedrängt. Eine Frau ist gestürzt. Sie beschwert sich bei den Polizisten, dass diese die Rechten beschützen. Vor der Christ-König-Kirche, deren Glocken klingen, stehen Gemeindemitglieder mit einem Transparent „Nie wieder!“ und werden von den Rufen der Rechtextremen übertönt.

13.28 Uhr – Wittener Straße: Einige Gegen-Demonstranten gehen parallel zum NPD-Aufzug ebenfalls die Strecke. Anwohner stehen an Fenstern und Türen und beobachten die Szenerie.
Wer versucht

Gesprächsbedarf: Anwohner diskutieren während des NPD-Aufzuges mit Polizisten. Foto Kühlem
Gesprächsbedarf: Anwohner diskutieren während des NPD-Aufzuges mit Polizisten. Foto Kühlem

13.20 Uhr – An der Alsenstraße sind gerade alle Gegen-Demonstranten von der Polizei gestoppt worden. Der NPD-Aufzug hat auf der gespenstig leeren Wittener Straße jetzt freie Bahn.

13.18 Uhr – Wittener Straße: Einige Gegen-Demonstranten gehen parallel zum NPD-Aufzug ebenfalls die Strecke. Anwohner stehen an Fenstern und Türen und beobachten die Szenerie.

13.11 Uhr – Der NPD-Aufzug stoppt für die Verlesung der Demonstrationsauflagen. Als der Marsch weitergeht, sind neben Rechten Parolen auch „Nazis raus“-Rufe im Stadtviertel zu hören.

13.08 Uhr – Am Schauspielhaus wurden Lautsprecherboxen aufgebaut. Derzeit wird Musik gespielt. Wenn der NPD-Aufzug das Theater passiert, soll der Appell gegen Rechts des Schauspielers Manfred Böll abgespielt werden.

13.01 Uhr – Der NPD-Aufzug beginnt. Die Teilnehmer setzen sich  – flankiert von einem großen Polizeiaufgebot – in Bewegung.

12.52 Uhr – Die 170 Teilnehmer des NPD-Aufzuges formieren sich zum Abmarsch. In diesem Moment verschwindet die Sonne am Himmel und dunkle Regenwolken ziehen auf.

OB Ottlie Scholz spricht auf dem Dr.-Ruer-Platz zu den Teilnehmern der Kundgebung. Foto Aschwer

12.45 Uhr – Ufuk (26), Student mit türkischen Eltern, ist als Teilnehmer der Kundgebung am Dr.-Ruer-Platz an der Wittener Straße angekommen und sagt, dass er „ein bisschen enttäuscht“ sei, dass auf dem Platz vor der Sparkasse nicht noch mehr als die gezählten 2000 Gegendemonstraten erschienen sind.

12.36 Uhr – Polizeisprecher gibt die offiziellen Teilnehmerzahlen bekannt: 2000 haben sich der Kundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz angeschlossen. Dem Aufzug der Antifa-Jugend Bochum haben sich 500 angeschlossen, wobei die Gruppe derzeit weiter wächst. 170 Teilnehmer haben sich dem  NPD-Aufzug  angeschlossen.

12.31 Uhr – Oskar-Hoffmann-Straße: Der Fußball-Shop „Malente“ hat Transparente gegen den NPD-Aufmarsch ausgehängt und überlegt, das Geschäft für die Zeit des Marsches zu schließen. Das Schauspielhaus hat seine Programm-Transparente abgehängt und durch Bannern „Wir sind Bochum  – Nazis sind es nicht!“ ausgetauscht.

12.29 Uhr – Hauptbahnhof: 100 weitere Teilnehmer am NPD-Aufmarsch sind angekommen und werden von der Polizei zur Sammelstelle geführt. Aus dem weißen Kundgebungsauto schallt Musik mit patriotischem Liedgut.

12.21 Uhr – Wittener Straße: Die Polizei kontrolliert auch einige Passanten. Dabei werden bei einem Rentner eine Steinschleuder und Glasmurmeln sichergestellt.

12.15 Uhr – Dr. Ruer-Platz: Die Kundgebung ist beendet.  Michael Hermund vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) bedankt sich bei den vielen Gruppen für ihr Engagement und ihre Kreativität.

12.11 Uhr – Am Hauptbahnhof: Die Polizei begleitet die Teilnehmer des NPD-Aufzuges zur Sammelstelle Wittener Straße/Ecke Ferdinandstraße. In einem Zelt führen die Ordnungshüter eine Kontrolle der Personalien der Demo-Teilnehmer durch.

Straßensperrungen im Süden der Innenstadt Bochums prägen das Bild. Foto Walter
Straßensperrungen im Süden der Innenstadt Bochums prägen das Bild. Foto Walter

12.05 Uhr – Dr.-Ruer-Platz: Der Kölner DGB-Chef Uellenberg van Dawen hält eine flammende Rede. Er berichtet davon, wie der DGB in Köln zusammen mit den Einzelhandelsverband einen Aufmarsch Rechtsextremer verhindert hat. van Dawen kritisiert, dass dies dem Bochumer Polizeipräsidenten nicht gelungen ist.

11.50 Uhr – Die Gruppe der NPD-Anhänger hinter dem Hauptbahnhof ist auf etwa 25 Demonstranten angewachsen. Weitaus mehr Polizei und Journalisten sind dort vor Ort.

11.40 Uhr – Etwa ein Dutzend rechtsradkikale Demonstranten sind an der Ecke Wittener Straße / Ferdinandstraße eingetroffen. Sie bekleben einen Kleinlaster mit Plakaten auf denen geschrieben steht: „Deutsche wehr euch gegen Überfremdung, Islamisierung und Ausländerkriminalität.“

11.35 Uhr – Auf den Straßen hinter dem Hauptbahnhof fahren zwar keine Autos mehr, aber Fußgänger dürfen unbehelligt passieren. Eine Passantin, die das große Polizeiaufgebot am Kortumpark erblickt sagt erschrocken: „Mein Gott, was der Aufstand für diese braune Soße kostet!“ Von den NPD-Anhängern ist immer noch niemand zu sehen.
Polizeisprecher Jörg Nowaczyk gibt ein offizielles Statement zur Lage ab: „Überall in der Stadt läuft alles in völlig geregelten Bahnen. Auch in der vergangenen Nacht ist alles völlig ruhig geblieben. An keiner Stelle ist es bisher zu Ausschreitungen gekommen.“ Das massive Aufgebot der Polizei begründet er damit, dass man starke Präsenz zeigen wolle, „damit es auch im weiteren Verlauf des Tages ruhig bleibt.“ Die Anzahl der rechten Demonstranten bleibt konstant bei unter 30 Personen.

11.30 Uhr – Wegen der Absperrungen der Polizei, ist der Verkehr auf Nord- und Westring vollständig erlahmt. Nichts geht hier mehr vorwärts. Es wird empfohlen, die Innenstadt weiträumig zu umfahren.

11.25 Uhr – Der Leiter der Landesreiterstaffel Nordrhein-Westfalen, Kersten Klophaus, sagt nach einem Patrouillenritt durch den Kortumpark: „Wir haben nichts auffälliges bemerkt, es ist alles in Ordnung. Bisher sind noch keine Rechtsextremen zu sehen.“ Die Reiterstaffel ist mit zehn Pferden im Einsatz.

11.15 Uhr – Michael Hermund vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) eröffnet die Protestkundgebung auf dem Dr.-Ruer-Platz. Er kündigt an, dass Busse aus Köln und anderen Städten unterwegs sind, um die Bochumer zu unterstützen, und lobt die Kreativität, die die Jugendlichen bei ihrem Protest unter anderem beim Malen von Transparenten gezeigt haben. „Die Stadt ist heute zweigeteilt“, sagt Hermund, aber es werde keinem Rechten gelingen, in die Innenstadt zu kommen. „Ich hoffe, wir werden so etwas nie wieder erleben!“

Die Antifaschistische Jugend sammelt sich zum Protest gegen Rechts vor der Stadtbadgalerie. Kühlem
Die Antifaschistische Jugend sammelt sich zum Protest gegen Rechts vor der Stadtbadgalerie. Kühlem

11.00 Uhr – Der Fahrradladen „m/sec“ liegt hinter dem Hauptbahnhof genau am Versammlungsort der Rechten. Bisher ist weit und breit keiner von deren Aktivisten zu sehen. „Wir wurden von der Polizei gut vorbereitet“ sagt Oliver Schmidt, der heute Dienst im Laden hat und ihn ganz normal bis 16 Uhr geöffnet lassen will. „Die Polizei sagte uns, wir sollen uns nicht bange machen lassen.“

11.10 Uhr – Langeweile pur herrscht an einer Tankstelle an der Wittener Straße hinter dem Hauptbahnhof: Da die Polizei den Verkehr rund um die angekündigte Marschrute der Rechten abgeriegelt hat (auch die Ferdinandstraße ist betroffen) kann hier gerade niemand mehr tanken.

10.55 Uhr – Der Dr.-Ruer-Platz ist rappelvoll. Ein breites Bündnis Bochumer Bürger steht zur Demonstration gegen Rechts in den Startlöchern. Das Musikprogramm beginnt.

10.45 Uhr – Auf dem Buddenbergplatz hinter dem Hauptbahnhof läuft ganz normales Markttreiben. „Wir stehen hier nicht unter Zeitdruck und haben im Vorfeld entschieden, dass es unproblematisch ist, den Wochenmarkt stattfinden zu lassen“, sagt ein Polizeisprecher.

10.30 Uhr – Der Aufzug der  Antifaschistischen Jugend Bochum beginnt. Die Veranstalter haben 600 Demonstranten angemeldet, etwa 200 finden sich vor der Stadtbadgalerie ein – und werden beständig mehr. „Wir hoffen, dass noch viele vom Bahnhof zu uns finden“, sagt ein Veranstalter. Bis zur Abschlusskundgebung um 13 Uhr am Kuhhirten will man durch die Innenstadt ziehen.

Ein Plakat am Rathaus zeugt vom Protest der Bochumer. Foto Lukas
Ein Plakat am Rathaus zeugt vom Protest der Bochumer. Foto Lukas

10.20 Uhr – Im Kortumpark östlich des Hauptbahnhofes sammelt sich berittene Polizei. Auch gut hundert Einsatzwagen sind hier vor Ort. Um 12 Uhr will am Hauptbahnhof der Demonstrationszug der NPD starten.

10.00 Uhr – Der Aufzug der  Antifaschistischen Jugend Bochum beginnt. Die Veranstalter haben 600 Demonstranten angemeldet, etwa 200 finden sich vor der Stadtbadgalerie ein – und werden beständig mehr. „Wir hoffen, dass noch viele vom Bahnhof zu uns finden“, sagt ein Veranstalter. Bis zur Abschlusskundgebung um 13 Uhr am Kuhhirten will man durch die Innenstadt ziehen.

Quelle: Ruhr Nachrichten Bochum