Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

EIN STOLPERSTEIN FÜR ALFRED JURKE

Das Bündnis gegen Rechts hat in diesem Jahr  eine Patenschaft für Alfred Jurke übernommen. Alfred Jurke war Mitglied der Konsumgenossenschaft Wohlfahrt an der Königsallee 178 (heute GData), dort als Bäcker tätig, ab 1923 Mitglied der KPD, gewerkschaftlich aktiv und bis 1933 auch Betriebsratsmitglied. Nach dem Verbot der Gewerkschaften und der KPD war er im Widerstand gegen den Faschismus aktiv. In der Widerstandsgruppe der Konsumgenossenschaft wurden „illegal“ Zeitungen und Flugblätter gedruckt und verteilt. Für die „Rote Hilfe“ wurde Geld gesammelt. Diese Spenden gingen an die Familien von verhafteten oder geflüchteten Genossen und waren ein Beitrag zur Existenzsicherung für die Frauen und Kinder. 1936 wurde diese Widerstandsgruppe von der Gestapo entdeckt und ihre Mitglieder verhaftet. Alfred Jurke konnte rechtzeitig nach Holland flüchten. In Abwesenheit wurde er vom Volksgerichtshof wegen „Hochverrat“ in Abwesenheit zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. In Holland setzte er mit anderen seine antifaschistische Tätigkeit fort. Es wurden nun vor allem Flugblätter und Zeitungen hergestellt und nach Deutschland gebracht. Aus der Recherche über das Leben und die politische Tätigkeit von Franz Vogt im Exil wissen wir, dass die vor der Hitler-Diktatur Geflüchteten in sehr bescheidenen materiellen Verhältnissen leben mussten. Der Transport von Flugblättern und Zeitungen in das damalige Deutsche Reich war gefährlich und immer mit dem Risiko der Entdeckung und Verhaftung verbunden. Die damalige Reichsregierung versuchte Druck auf die holländische Regierung auszuüben, die politischen Aktivitäten der Geflüchteten zu verbieten oder einzuschränken. Alfred Jurkes politisches Ziel im Exil war die „Einheitsfront“, d.h. die Zusammenarbeit von Sozialdemokraten und Kommunisten. Dafür setze er sich ein. Was vor 1933 in der Weimarer Republik nicht gelungen war, sollte jetzt im Exil gelingen. Ein fast utopisches Ziel, aber begründbar und berechtigt war es allemal. Das Ende seiner politischen Arbeit kam mit dem Überfall der Wehrmacht auf Holland. Am 27.Mai 1940 wurde er verhaftet und später in die Untersuchungshaftanstalt Alt-Moabit verlegt. Am 8.Mai 1942 erhob der Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof Anklage gegen Alfred Jurke. Die Anklage lautete „Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ mit dem Ziel „mit Gewalt oder Drohung mit Gewalt die Verfassung des Reiches zu ändern“. Der Volksgerichtshof sprach aufgrund dieser Anklage ein Todesurteil aus und Alfred Jurke wurde am 3.Oktober 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Ca. 2900 Frauen und Männer wurden dort zwischen 1933 und 1945 hingerichtet wegen ihrer weltanschaulichen Ansichten oder ihres Widerstandes gegen die Hitler-Diktatur. Die damals eingesetzten Methoden waren von unbeschreiblicher Brutalität : Fallbeil, Erhängen und das Aufhängen an Fleischerhaken, waren die Mittel, mit denen die GegnerInnen der Diktatur ermordet wurden. Das „Ehrenbuch der Opfer von Berlin-Plötzensee“ dokumentiert die Namen von 1574 Frauen und Männern, u.a. auch den von Alfred Jurke. Alfred Jurke war in seiner Einstellung konsequent, hat bis 1936 in Deutschland im Widerstand gegen den Faschismus gestanden und diesen auch nach seiner Flucht nach Holland von dort forgesetzt. Im Gebäude der ehemaligen Konsumgenossenschaft „Wohlfahrt“ hängt heute eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:
„Für Recht und Freiheit liessen ihr Leben Alfred Jurke und Walter Stern. Sie starben durch nationalsozialistischen Terror. Ihre Gesinnung ist unser Erbe. Belegschaft der Konsumgenossenschaft Bochum“. Wann genau und durch wen veranlasst diese Gedenktafel angebracht wurde, ist heute nicht mehr recherchierbar. Die Verlegung des Stolpersteins kann in diesem Jahr wegen Bauarbeiten auf der Königsallee nicht vorgenommen werden. Die Firma GData macht aber ein Treffen möglich, nämlich in dem Gebäude, in dem die Gedenktafel hängt (Königsallee 178). Dort werden am Dienstag 14.Juni 2022 um 13.00 die Rechercheergebnisse für Alfred Jurke (und Walter Stern) vorgestellt.