Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

Auch zweite historische Führung am Gedenkort Bergen erfolgreich

Am 27. Mai fand im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Bergener Straße 116a-i ab dem späten Samstagmittag die zweite historische Führung dieses Jahres statt. Mit 20 Teilnehmenden war sie gut besucht und stieß auch inhaltlich auf großes Interesse. Am ehemaligen Appellplatz erfolgte zunächst eine Einführung in die Geschichte und Funktion des Lagers, die anschließend durch einen Überblick über des Systems der Zwangsarbeit in der NS-Kriegswirtschaft ergänzt wurde.

Bei den einzelnen Stationen der Führung wurde auf die bauliche Beschaffenheit der steinernen Baracken, die Umzäunung des Lagers und den mangelnden Luftschutz bei Fliegerangriffen hingewiesen (primitive Splitterschutzgräben, in der Spätphase des Krieges evtl. Unterbringung in baulich verstärkten Kellerräumen). Anhand von Kartenmaterial konnten die Arbeitswege der Zwangsarbeiter zu ihren Einsatzorten in den Schächten der Krupp-Zeche Constantin verdeutlicht werden.

Etliche von den Teilnehmenden dieser Führung waren aus der unmittelbaren Nachbarschaft oder dem Stadtteil gekommen, um sich über die Geschichte des Lagers zu informieren. Manche hatten in ihrer Kindheit oder Jugend nur sehr vage Andeutungen über „das Lager“ gehört und erst in jüngster Zeit, als Aktivitäten zu seiner Gestaltung als Gedenkort einsetzten, erste Informationen zu Zwangsarbeit, Verschleppung, Siechtum und Tod der Insassen erhalten. Entsprechend groß war der Wissensbedarf. Andere Teilnehmer und Teilnehmerinnen brachten Vorkenntnisse mit und stellten weiterführende Fragen oder gaben kurze Statements ab. Deshalb war die Führung nach den geplanten eineinhalb Stunden auch noch nicht beendet. Im frisch gestrichenen Versammlungs- und Ausstellungsraum, dem ehemaligen Bürgertreff, ergab sich die Gelegenheit, Diskussionen fortzuführen und die historischen Problemstellungen noch etwas zu vertiefen. Verschiedenste Nachfragen nach den harten Ernährungs-, Arbeits- und Lebensbedingungen von Zwangsarbeitern konnten durch knappe Schilderungen von Einzelschicksalen beispielhaft beantwortet werden.