Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

„Klare Linie gegen Rechts“

Die Redaktion erreichte eine Stellungnahme des Bündnisses „Klare Linie gegen Rechts“ zur Berichterstattung der WAZ zur Linie 5:

»Die WAZ wirbt mit einer ganzseitigen Anzeige bei ihrer Konzernmutter, der „Funke Mediengruppe“, mit dem Titel „Wo andere aufhören, fangen wir erst an. Unsere Journalistinnen und Journalisten blicken stets über den Tellerrand.“

Von diesem journalistischen Anspruch konnten wir in Ihrem Artikel „Mutmaßlicher Neonazi-Treff „Linie 5“ schließt“ vom 8.11. leider nichts wiederfinden.

Seit Monaten fragen wir uns als Anwohner:innen, wo die eigene Rechercheleistung der WAZ-Radaktion Bochum bzgl. der „Linie 5“ bleibt? Warum ist die „Linie 5“ nur ein „mutmaßlicher Neonazi-Treff“?

Wo ist die Verifizierung oder Falsifizierung der Recherche von Antifa-Aktivistist:innen? (Es gibt übrigens nicht „die Antifa“, sondern ein Netzwerk verschiedenster Antifagruppen)

Wo ist die Recherche z. B. dazu, wer was in den Social-Media-Accounts der „Linie 5“ schreibt?

Wir sehen lediglich die Aneinanderreihung von Äußerungen verschiedener Akteur:innen.

Natürlich muss man dazu Interviews mit allen Beteiligten führen – aber wo ist die eigene Recherche der Journalist:innen, die da anfangen, wo andere aufhören? Wo bleibt die journalistische Sorgfaltspflicht, zu der die „wahrhaftige und vollständige Unterrichtung der Öffentlichkeit“ gehört?

Für derartig komplexe Geschichten braucht es Zeit für Recherche, denn ansonsten entsteht ein verzerrtes, unvollständiges Bild, bei dem die:der unwissende Leser:in ebenso unwissend zurückgelassen wird.

Immerhin wurden schon so einige Seiten im Lokalteil mit dem Thema „Linie 5“ gefüllt.

Das Thema scheint also nicht ganz unwichtig zu sein. Es gibt keinen auch Zeitdruck bei dem Thema. Oder fehlt es an journalistischer Kompetenz?

Wir hier im Wohnumfeld pflegen eine aktive Nachbarschaft, betreiben das Alsenwohnzimmer, den Alsengarten, organisieren Feste für die Nachbarschaft und darüber hinaus und werden mit unseren Konzepten immer wieder von Universitäten, anderen Städten und Projekten etc. angefragt.

Viele von uns engagieren sich zusätzlich in der Nachbarschaftsinitiative „Klare Linie gegen Rechts“, andere organisieren Repaircafés, Kreistanz, ein Sprachcafé für Geflüchtete oder georgisches Singen. Nicht wenige sind in mehreren Projekten aktiv.

Wir versuchen bei Projekten möglichst viele Menschen mitzunehmen und sind offen für Anregungen und Kritik. All dies wirkt dem gerade grassierenden, billigen Populismus und Rechtsruck entgegen, wie man an den Wahlanalysen in unseren Stimmbezirken hier sehen kann.

Unsere Erfahrungen mit Hopplahopp-Journalismus sind eher negativ. Bitte, bitte nehmt euch mehr Zeit für Recherche, geht in die Tiefe und fragt nach. Setzt euch nicht selber unter Druck, möglichst schnell, und daher oberflächlich produzieren zu müssen, denn dies wird der Sache, den beteiligten Menschen und ihren Leser:innen nicht gerecht.«

Es handelt sich um diesen WAZ-Artikel: https://www.waz.de/lokales/bochum/article407621936/treffpunkt-fuer-rechtsextreme-linie-5-in-bochum-schliesst.html