WDR 5: Erinnerungslücke 1980 – Das Terror-Jahr der Rechten

Am Sonntag gab es eine sehr interessante Dokumentation im Radio WDR 5:
Erinnerungslücke 1980 – Das Terror-Jahr der Rechten

Dok 5 – Das Feature 04.10.2020 53:37 Min. Verfügbar bis 02.10.2021 WDR 5

Auf der Webseite des WDR heißt es:
„Nguyễn Ngọc Châu, Shlomo Levin, Frieda Poeschke. Kaum jemand kennt die Namen derer, die 1980 von Rechtsextremen ermordet wurden, in Hamburg, Erlangen und auf dem Münchner Oktoberfest. Rechte Gewalt hat eine lange Kontinuität.
Bei einem Anschlag auf das Münchner Oktoberfest 1980 sterben 13 Menschen. Das ist bis heute der schwerste Terrorakt in der bundesdeutschen Geschichte.
Aber nicht der einzige in diesem Jahr. Ebenfalls 1980 schlägt eine Neonazi-Gruppe allein sieben Mal zu und tötet u.a. in Hamburg die Asylbewerber Nguyễn Ngọc Châu und Ðỗ Anh Lân. In Erlangen werden der Rabbiner Shlomo Levin und seine Lebensgefährtin Frieda Poeschke ermordet. Zwei Schweizer Grenzbeamte werden von dem Rechtsextremisten Frank Schubert erschossen. 
Warum kann sich kaum jemand an diesen Terror, die Opfer, die Täter erinnern? Sie scheinen in der bundesdeutschen Geschichte weitgehend ausgeblendet. Wer sich aber an die lange Kontinuität des rechten Terrors nicht erinnert, unterschätzt ihn auch leicht in der Gegenwart. Das könnte fatale Konsequenzen haben.“

Link zur WDR-Seite:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/terror-muenchener-oktoberfest-100.html

Link zum Manuskript: „Erinnerungslücke 1980 – Das Terror-Jahr der Rechten“ [PDF, 326,4 KB]:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/dok5/erinnerungsluecke-100.pdf

RATHAUS NAZIFREI: KEINE STIMME FÜR AFD UND NPD!

Zur Kampagne „Rathaus nazifrei – Keine Stimme für AfD und NPD“ hat das Bochumer Bündnis gegen Rechts die folgende Erklärung beschlossen:  Vor 75 Jahren besiegten die Alliierten unter großen Opfern den nazistischen Menschenvernichtungsstaat. Sie befreiten die Gequälten und Verfolgten, die überlebt hatten. Sehr viele, die mitgemacht hatten, brauchten noch Jahrzehnte zu der Einsicht, dass auch sie befreit worden waren – aus den Verbrechen ihrer Gesellschaft. Für manche aber ist der Nazistaat bis heute ein Teil der deutschen Geschichte, für den sie weder Reue noch Scham empfinden. Sie sind in AfD und NPD zuhause.
Die Nachkriegsgesellschaft blieb rechts verankert. Bürgerliche Parteien, gerade auch im Ruhrgebiet, öffneten sich für Naziverbrecher, mit ihnen gemeinsam erhoben sie die Forderung nach Generalamnestie aller Nazi- und Kriegsverbrechen. Funktionseliten des Nazistaates bis hin zu hochbelasteten Tätern gelang der Wiedereinstieg in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, sogar in Spitzenpositionen und hohe Staatsämter. Verteidigung des Kapitalismus war die gemeinsame Staatsräson von Konservativen und Altnazis. Generale der Wehrmacht bauten die Bundeswehr auf. Die mit Nazipersonal durchsetzte Justiz wehrte eigene Schuld ab, weigerte sich lange, die Verbrechen zu ermitteln und zu bestrafen, setzte auf Verjährung. Aufarbeitung, Trauerarbeit, Erinnerungskultur begannen erst, als die Tätergeneration abgetreten war. Weiterlesen

Redebeitrag zum 8. Mai von der VVN – BdA

Reinhard Junge, VVN -BdA

In der Ankündigung meines Beitrags wurde gesagt, ich hätte ein besonderes Verhältnis zu diesem Ort. Das stimmt insofern, als ich oftmals an diesen Gräbern gestanden habe. Ein wirklich enges Verhältnis habe ich aber zu dem Bochumer Gefängnis Krümmede. Dort hat mein Vater 1933 bis 1935 aus politischen Gründen eine Jugendstrafe „abgesessen“. Bei seiner Entlassung wurde er von seinem Vater und einer Schwester abgeholt und zuerst darüber informiert, dass seine Mutter sich in Untersuchungshaft befinde. „Und was machst du nun?“, wollte Großvater wissen. Für meinen Vater war die Sache klar: „Ich mache da weiter, wo ich aufgehört habe.“ „Junge, Junge“, seufzte mein Opa. „Reicht es nicht, wenn von unserer Familie immer nur einer ‚sitzt‘?“ – Das hat in der Nazizeit nicht so ganz geklappt … Weiterlesen

Redebeitrag zum 8. Mai von Felix Lipski, Holocaustüberlebender, Klub STERN der Jüdischen Gemeinde Bochum

Felix Lipski, Holocaustüberlebender, Klub STERN der Jüdischen Gemeinde Bochum

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die vollständige bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Wir feiern heute 75 Jahre der Befreiung des Deutschlands vom Nazismus, das Ende des größten Blutvergießens der Weltgeschichte, die Rettung der europäischen Juden vor der vollständigen Vernichtung. Im Zweitem Weltkrieg haben 60 Millionen Menschen ihr Leben verloren, fast die Hälfte davon waren Zivilisten. Jeder Zehnte war Jude. Am meisten betroffen waren die Sowjetunion und die Rote Armee. Das sowjetische Volk zahlte einen hohen Preis für den Sieg. 27 Millionen Menschen starben, 12 Millionen davon waren Soldaten und Offiziere. Weiterlesen

Redebeitrag zum 8. Mai von der Mansfeld Schule

Katja Wiemers und Moritz Ludwig trugen einen Beitrag von Schülerinnen der Mansfeld Schule vor

Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigten, eröffnete sich uns zunehmend ein schreckliches Bild: Wir Schüler einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung wären in dieser Zeit wahrscheinlich zwangssterilisiert und/oder sogar getötet worden. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir unsere Recherche über eine Person machen wollen, die uns ähnlich ist. Für diese Menschen gibt es in Bochum noch kaum Stolpersteine und uns ist es wichtig deutlich zu machen, dass Menschen die vielleicht ein auffälliges Verhalten zeigen, die vielleicht Unterstützung von Ärzten und auch Psychologen benötigen, die vielleicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind oder noch nicht gelernt haben, wie man sich in unserer Gesellschaft verhält, trotzdem ein lebenswertes Leben haben. Niemand hat das Recht dies mit einem Urteil über Leben und Tod zu bewerten. Wir haben zum großen Teil erfahren, wie es ist ein „Schandfleck“ zu sein. Dies kann in der Familie, im Schulsystem, bei Hobbies, in der Nachbarschaft oder einfach so sein. Wir haben alle das Ziel, dass aus uns etwas wird. Die Menschen im Nationalsozialismus, die Geschichten hatten, die unseren ähneln, hatten diese Chance nicht und darum wollen wir die Erinnerung durch einen Stolperstein wachhalten. Weiterlesen

Redebeitrag zum 8. Mai von ver.di Bezirk Mittleres Ruhrgebiet

Bernd Dreisbusch, Geschäftsführer ver.di Mittleres Ruhrgebiet

Am 8. Mai 1945 waren zwölf Jahre Nacht vorbei. Der Tag der Befreiung, der Tag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs durch die Alliierten, ist ein Grund zum Feiern.
Zugleich ist er ein Tag des Danks an die Siegermächte: an die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion, die zahlreiche Tote zu beklagen hatten, die aber trotz aller Verluste an Menschenleben weiter dafür kämpften, den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschland ein Ende zu bereiten, Deutschland und Europa von der Nazi-Barbarei zu befreien.
Der 8. Mai markiert den Tag, an dem unsägliches Leid beendet wurde, das die Deutschen über die Menschen im eigenen Land und über die Menschen in den von der Wehrmacht überfallenen Ländern gebracht hatten. Sechs Millionen Juden wurden in der Shoah in industriellem Maßstab ermordet, vom Kind bis zum Greis. Weiterlesen