Großes Interesse am ehemaligen Zwangsarbeiterlager – dem neuen Gedenkort in Bochum Bergen

Trotz regnerischer Wetterbedingungen haben sich bei der Führung der Initiative Bergener Straße im Bündnis gegen Rechts am Sonntag, den 26.3. um 14 Uhr zahlreiche Interessierte eingefunden. Mit über 20 Teilnehmenden konnten Jung und Alt nach einer kurzen Einführung im ehemaligen Bürgertreff eine erste kleine Ausstellung zum Gedenkort betrachten sowie eindrückliche Briefe und Dokumente ehemaliger Zwangsarbeiter der Zeche Constantin zu ihren Arbeits- und Lebensbedingungen in Bochum zur Zeit des Faschismus in Bild und Ton auf sich wirken lassen. Beim anschließenden Gang über das Außengelände vom früheren Appellplatz aus entlang der acht eingeschossigen Baracken konnten in lebhaften Gesprächen Fragen zum Denkmalschutz und der einmaligen historischen Bedeutung des Areals vertieft werden.
Die Einrichtung eines Erinnerungs- und Gedenkortes seitens der Stadt Bochum wird mit Spannung erwartet!

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Radtour zu Standorten ehemaliger Zwangsarbeiterlager/Update

Am Samstag 25.März laden die VHS und das Bündnis gegen Rechts zu einer Fahrrad-Tour zu Stätten ehemaliger Zwangsarbeiterlager ein. Im Mittelpunkt steht die Rolle  des „Bochumer Vereins“, der als nationalsozialistischer Musterbetrieb in besonderen Maße für die Rüstungsproduktion der Nazi-Diktatur aktiv war und für den Tausende von ZwangsarbeiterInnen in Bochum arbeiten mussten.
Die Fahrradtour zu den Standorten ehemaliger Zwangsarbeiterlager in Bochum und Wattenscheid beginnt am Gewerkschaftshaus an der Alleestraße. Der erste Halt ist jetzt immer auf der Freifläche vor dem sog.“Colosseum“, die seit Oktober 2022 in „Josef-Anton-Gera-Platz“ umbenannt wurde. Josef Anton Gera war 1997 von 2 Neonazis auf  dem ehemaligen Krupp-Gelände angegriffen und so schwer verletzt worden, dass er wenige Tage nach der Attacke gestorben ist. Im Zwangsarbeiterlager Brüllstraße wurden jüdische Häftlinge des KZ Buchenwald festgehalten. Für sie hat der Künstler Marcus Kiel einen Gedenkort geschaffen. An diesem Samstag (und allen weiteren Terminen in diesem Jahr) wird auch der Betriebsrat der Fa. Mendritzki, auf dessen Werksgelände der Gedenkort errichtet wurde, anwesend sein. Die Betriebsrats-Mitglieder werden darüber informieren, dass sie die Errichtung der Gedenkstätte für die Zwangsarbeiter unterstützt haben. Weitere Stationen dieser Tour sind die Stolperschwelle an der
Kohlenstraße, die „Sauren Wiesen“, die Talstraße, der Friedhof Höntrop und die ehemalige Zeche „Fröhliche Morgensonne“.
Termin:Samstag 25.3.2023 14.00
Treffpunkt:Gewerkschaftshaus Alleestraße 80

Öffentliche Führungen auf dem Gelände des ehemaligen Lagers an der Bergener Straße 116 a-i

Foto: Tag des offenen Denkmals am 11.09. 2022

Stadtarchiv, Volkshochschule vhs und das Bündnis Bochum gegen Rechts bieten in diesem Jahr vier Führungen auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiter-lagers Bergener Straße 116a-i an. Bei einem Rundgang auf dem (teilweise) noch bewohnten Gelände werden anhand von anschaulichen Dokumenten die Geschichte der Entstehung des Lagers, die Herkunft und das Leben der hier untergebrachten Zwangsarbeiter, die besonders harten Arbeits- und Lebensbedingungen auf der Krupp-Zeche „Constantin der Große“ erfahrbar. 
Die Teilnehmenden bekommen einen deutlichen Einblick in das verbrecherische System der Zwangsarbeit während der Zeit des Nationalsozialismus, das von Menschenraub, Ausbeutung und Unterdrückung geprägt gewesen ist.
Bitte beachten: die Führungen finden wesentlich im Außenbereich statt, Toilettenanlagen sind vor Ort nicht vorhanden.

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Gedenktafel am ehemaligen Zwangsarbeiterlager Bergener Straße aufgestellt

Seit dem 8. Januar 2023 erinnert eine Gedenktafel an das ehemalige Zwangsarbeiterlager Bergener Straße. Um nachvollziehen zu können, warum sie dort aufgestellt wurde, muss man die Uhr fast ein Jahr zurückdrehen. Im Februar 2022 stellte das Bündnis gegen Rechts im Ausschuss für Kultur und Tourismus den Antrag („Anregung“) nach § 24 GemO NRW, im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Bergener Straße eine Gedenktafel aufzustellen. Der Textvorschlag zu unserer Anfrage lautete:

Wir werden diese „Öffentlichkeitsarbeit“ weiter fortsetzen. Das Bündnis gegen Rechts wird, gemeinsam mit Stadtarchiv und VHS, in diesem Jahr 4 Führungen anbieten. Dann gibt es die Hintergrundinformationen, die auf der Gedenktafel nur angedeutet sind. Genauere Informationen zu den

“Das Lager Bergener Straße ist mit seinen bis heute erhaltenen Steinbaracken ein seltenes Zeugnis der Zwangsarbeit im Ruhrbergbau. Ab Sommer 1944 waren hier bis zu 680 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion und Polen untergebracht. Sie wurden auf der Zeche Constantin der Große, einer Krupp-Zeche, unter härtesten Bedingungen zur Arbeit im Bergbau gezwungen. Die Arbeits- und Lebensbedingungen führten häufig zu Invalidität und Tod. Nach dem Krieg war das Lager Wohnort für Flüchtlinge aus dem Osten und später für Arbeitsmigranten aus Südeuropa. Die städtische Siedlung steht seit 2003 unter Denkmalschutz. Sie ist bis heute bewohnt. Die Entstehung eines lebendigen historischen-Lern- und Erinnerungsortes ist in Planung“.

Der Kulturausschuss stimmte der „Anregung“ zu, zu klären blieb die endgültige Textfassung. Eine historische Ungenauigkeit musste korrigiert werden, da das Lager nicht, wie auf der Denkmalseite der Stadt Bochum vermerkt war 1941/1942 erbaut wurde, sondern erst im Sommer 1944. Auf der Gedenktafel ist die Jahreszahl nun korrigiert. Ergänzt wurde auch, dass die „Siedlung… wegen ihrer großen zeitgeschichtlichen Bedeutung und ihres hohen dokumentarischen Wertes seit 2003 unter Denkmalschutz“ steht.

Diese Bewertung wird bei der aktuellen und zukünftigen Planung des Gedenkortes eine entscheidende Rolle spielen. Bislang ist als sogenannter erster Schritt die ehemalige Kommandantur als Ausstellungsort vorgesehen, ein Gebäude mit max. 50 qm² Raumfläche. Kann das ein „Zentrum“ für die „Geschichte der Zwangsarbeit im Ruhrbergbau sein?“ Wohl eher nicht! Auch der „Tag des Offenen Denkmals“ im September 2022 hat gezeigt, dass ein lebhaftes Publikumsinteresse an der Geschichte des ehemaligen Lagers besteht. Mehrere Hundert Menschen haben an Führungen und Vorführungen teilgenommen.

Wir werden diese „Öffentlichkeitsarbeit“ weiter fortsetzen. Das Bündnis gegen Rechts wird, gemeinsam mit Stadtarchiv und VHS, in diesem Jahr 4 Führungen anbieten. Dann gibt es die Hintergrundinformationen, die auf der Gedenktafel nur angedeutet sind. Weitere Informationen zu den Führungen folgen in Kürze.

„Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“

Das Fritz Bauer Forum und das Bündnis gegen Rechts laden am Donnerstag, den 26. Januar zur Vorstellung des Buches „Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen“ ein. Der Autor Dr. Achim Doerfer wird im Gespräch mit Dr. Irmtrud Wojak über jüdische Rache und jüdischen Widerstand – ein verdrängtes Kapitel deutscher Erinnerungskultur reden. Als Nachkomme von Holocaust-Überlebenden macht sich Achim Doerfer auf die Suche nach einem Gefühl, das nach dem Ende des Nationalsozialismus und dessen gigantischen Verbrechen nicht nur in seiner Familie seltsam blass blieb: der Wunsch nach Vergeltung, nach Rache.

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