Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

Großer Besucher:innenandrang im ehemaligen Zwangsarbeiter:innenlager

Tag des offenen Denkmals an der Bergener Straße

Im ehemaligen Zwangsarbeiterlager Bergener Straße 116 a-i herrschte am Sonntag ein viel größerer Andrang als erwartet. Die Stadt Bochum und das Bündnis gegen Rechts hatten gemeinsam zu Besichtigung und Information am diesjährigen Tag des offenen Denkmals am 11. September eingeladen. Mehrere Hundert Besucherinnen und Besucher nahmen die Angebote wahr.

Das Stadtarchiv, die Untere Denkmalbehörde und das Liegenschaftsamt hielten an ihrem Stand im Eingangsbereich des Lagers diverse Broschüren und Faltblätter zum Denkmalschutz bereit und standen für allerlei Fragen zur Verfügung. Auf ihrem Transparent stellte die Stadt eine denkmalgerechte Gebäudesanierung und die Einrichtung eines Museums bzw. einer Gedenkstätte in Aussicht. Das ist sehr zu begrüßen, so das Bochumer Bündnis gegen Rechts. Doch nach Ansicht des Bündnisses sollte dies unbedingt in Abstimmung mit den heutigen Bewohnern und Bewohnerinnen geschehen, da der Denkmalschutz auch mit deren Mietrechten in Einklang zu bringen ist.

Das Bündnis gegen Rechts konnte ein großflächiges Transparent präsentieren, in dem 183 Zwangsarbeiterlager in den Bochumer Stadtplan eingetragen waren. Mittels Handmappen waren Hintergrundinformationen über diese Lager allen Interessierten zugänglich.

In der der ehemaligen Kommandantur gegenüberliegenden Baracke, die in den letzten Jahrzehnten u. a. als „Bürgertreff“ genutzt worden war, zeigte die „Initiativgruppe Bergener Straße“ im Bündnis gegen Rechts permanent eine Power-Point-Präsentation mit Bildern und Daten zur Geschichte des Lagers. Fünf Briefe von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen, die in der Zeche Constantin ihre Sklavenarbeit hatten verrichten müssen und hierdurch eine Verbindung zu dem Lager in der Bergener Straße hatten, waren von Mitgliedern der Initiative eingesprochen worden und begleiteten als Audiodateien die Präsentation. An der Außenwand der Baracke hing im Infokasten der Textvorschlag des Bündnisses für die geplante Gedenktafel des Lagers.

Die freundlichen Menschen, die heutzutage als Mieter:innen in der städtischen Barackensiedlung leben und sich ihre Wohneinheiten sehr häuslich eingerichtet haben, stellten dankenswerterweise dem Bündnis gegen Rechts eine Stromversorgung und auch zwei Scheinwerfer zur Verfügung. Sonst hätten die Tafeln der kleinen Ausstellung der Initiativgruppe nicht gezeigt werden können: Dokumente, Zahlen, Fakten und Abbildungen zur Zwangsarbeit auf der Bochumer Krupp-Zeche Constantin.

Fast nonstop fanden zwischen 11 Uhr und 16 Uhr Führungen durch das Gelände statt: mit Informationen zur Geschichte des Lagers, zu den Biographien einiger der früheren Zwangsarbeiter:innen und zur Funktion der Zwangsarbeit in der Kriegsökonomie des Hitlerfaschismus. Die Initiativgruppe führte vier Führungen durch. Eine weitere Führung mit aus denkmalpflegerischer Sicht leicht anders gestalteten Schwerpunkten fand unter Leitung von Dr. Hans Hanke (Vorsitzender der Kortum-Gesellschaft) statt.

Die unterschiedlichsten Fragen und Anmerkungen in den vielen Einzelgesprächen nach den Führungen signalisierten, dass noch mehr Informations- und Diskussionsbedarf zum Thema NS-Zwangsarbeit sowie dem geplanten Gedenkort vorhanden war. Das Bündnis gegen Rechts wertet dies als eine Bestätigung für seine bisher geleistete Arbeit und als eine weitere Ermutigung zur Fortsetzung seines Engagements.