Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

Kein Platz für Rechte

BOCHUM Ein eindrucksvolles Bekenntnis für Demokratie und Toleranz hat am Samstagmorgen Bochum abgelegt. 2000 Bürger, darunter viele Jugendliche, versammelten sich auf dem Dr. Ruer-Platz, um gegen einen zeitgleichen Naziaufmarsch zu protestieren.

Lautstarker Protest gegen Rechts mit Trillerpfeifen und "Nazis raus!"-Rufen aus voller Brust. Foto Walter

Das vom DGB geschmiedete „Bündnis gegen Rechts“ machte deutlich, dass Nazis in der Stadt unerwünscht sind. „Wir wollen die Parolen nicht hören. Wir wollen ihre Märsche nicht. Wir können sie nicht ausstehen“, eröffnete der DGB-Regionsvorsitzende Michael Hermund den Reigen der durchweg sehr engagierten Reden.
Unter dem tosenden Beifall der Menschen griff er das Motto der Kundgebung auf: „Wir sind Bochum, Nazis sind es nicht. Ich hoffe, wir werden so etwas nie wieder erleben.“ Während Nazis in Bochum unerwünschte Personen seien, hieß Hermund die Migranten ausdrücklich willkommen. „Ihr gehört zu uns.“

„Meine Freunde“
Da schwenkt auch Simon (16) seine Fahne und bläst mit voller Energie in die Trillerpfeife. „Bei mir in der Klasse gibt es ganz viele Jugendliche mit Migrationshintergrund. Einige sind auch meine Freunde.“ Simon findet es gut, dass „von der OB bis zu den Gewerkschaften“ zur Demonstration gegen Rechts aufgerufen. Eigentlich habe er den Samstag ganz anders verplant gehabt. „Doch hier und heute darf ich nicht fehlen.“

Mit kreativen Sprüchen signalisieren die Gegen-Demonstranten den Rechten, was sie von ihnen halten. Foto Walter
Mit kreativen Sprüchen signalisieren die Gegen-Demonstranten den Rechten, was sie von ihnen halten. Foto Walter

Das sehen viele Bochumer auch so. Kurzerhand haben sie umdisponiert, sind oft gleich im Familienbund in die Innenstadt gezogen, um ihre Meinung öffentlich zu machen. „Nazis Buuh“ oder „Raus mit den Nazis“ steht auf den schnell gemalten Plakaten. Einige Klassen haben sich spontan verabredet, natürlich viele Organisationen aber auch Mitarbeiter von Betriebe – beispielsweise Opelaner) zeigen Flagge.
Auf der Bühne am Dr. Ruer-Platz erinnert derweil Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz an den Kampf der Bochumer gegen den rechten Szene-Laden oder die Positionierung vieler Bürger, als Nazis vor vier Jahren zum Protest gegen den Synagogenbau aufriefen. „Wir bekennen uns zur Demokratie. Nazis aber sind in Bochum nicht willkommen. Sie stiften Unruhe und Unfrieden.“

„Aufmarsch verbieten“
Damit das nicht passieren kann, sieht der Kölner DGB-Regionsvorsitzende Wolfgang Uellenberg-van Dawen auch den Bochumer Polizeipräsidenten in der Pflicht. Sein mutiger Kollege in Köln habe etwa einen Nazi-Aufmarsch verboten.

„Wir müssen umgehen mit dem Unterschied der Kulturen“, rief Uellenberg-van Dawen den Bochumern zu – und der tosende Beifall auf dem Dr. Ruer-Platz zeigte, dass sie das ähnlich sehen. Die Gefahr, so der Kölner DGB-Regionsvorsitzende, kome von Rechts. Wie sie immer von Rechts gekommen sei. Um „Alt- und Neo-Nazis“ zu stoppen, sieht Uellenberg-van Dawen auch Blockaden als gerechtfertigt an. „Steine schmeißen“ lehnt er aber grundsätzlich ab.

Doch damit hatten die Menschen in der Bochumer Innenstadt ohnehin nichts im Sinn. Sie wollten nutzten ihre Hände vornehmlich dazu, den Rednern reichlich Beifall zu spenden.