Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance
Eine Stadt solidarisch – Nazis keine Chance

Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus
Interaktive Webseite der Zwangsarbeiterlager in Bochum

Der 8. Mai 1945 ist der „Tag der Befreiung von Krieg und Faschismus“. Wahrscheinlich waren damals alle Menschen glücklich darüber, dass der Krieg zu Ende war. Die Befreiung aller Menschen vom Faschismus war allerdings keine Befreiung von Faschisten. Sie setzten durch, dass der Tag noch Jahrzehnte lang als Tag der Kapitulation bezeichnet wurde. Für Millionen Menschen waren nun ihre Partei, SS, SA und viele weitere Nazi-Organisationen verboten. Sie empfanden den Tag als Niederlage. Es gab aber auch viele Menschen in Bochum für die dies – bzw in Bochum schon ein paar Wochen früher – im sehr konkreten Sinn ein Tag der Befreiung war. Sie waren nicht länger in Zwangsarbeiterlagern, Konzentrationslagern, Zuchthäusern und Gefängnissen gefangen. Sie mussten keine Angst mehr haben, ermordet zu werden.

In Bochum wurden mehr als 30.000 Menschen als Arbeitssklaven gefangen gehalten. Das Bochumer Bündnis gegen Rechts hat auf seiner Webseite eine interaktive Karte veröffentlicht, auf der bereits mehr als 75 Lager eingetragen sind, in denen Menschen während des Faschismus gefangen waren. Es wird wahrscheinlich unmöglich bleiben, darzustellen, wo Zwangsarbeiter in Kleinbetrieben, Bauernhöfen oder anderen Kleinsteinrichtungen gefangen gehalten wurden. Die Karte macht bereits jetzt deutlich, dass alle Menschen in Bochum von der Existenz der Lager wissen mussten.

Diese Karte ist auf der Grundlage von Dokumenten entstanden, in der exakte Adressen der Lager angegeben waren. Selbst hier ist eine Darstellung schwierig, weil Straßennamen geändert wurden. Bei weit mehr als 100 weiteren Angaben fehlt die Hausnummer, wo sich das Lager befand. Dies soll durch weitere Recherchen und Unterstützung der Leserinnen und Leser vervollständigt werden.

Die interaktive Karte in Großansicht.
Die interaktive Karte mit einer Tabelle aller eingezeichneten Lager

Dokumente über Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagern:
Bericht an den Bochumer NSDAP-Leiter Ernst Riemenschneider im Juli 1943

Lagerliste des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes der Stadt Bochum, Stand März/Oktober 1942 Stadtarchiv Bochum

Liste des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes der Stadt Bochum von Lagern russischer Kriegsgefangener

Angaben in: Weinmann, Martin (Hrsg.): „Das nationalsozialistische Lagersystem“

Aufstellung aus dem Jahr 1949 von Lagern in Bochum mit Angaben über die Herkunft und Zahl der Gefangenen Ende des Krieges vom Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution

Ergänzende Informationen bitte an: info@bochumgegenrechts.de